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Häppi Deppi Flashback

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Gyantse

Die allgemeine Erinnerung an Gyantse ist fast ausschließlich positiv.

Unser erster Halt in Tibet war ja Shigatse, das war eher gemischt, auch wegen der gemischten Bevölkerung. Die Tibeter waren wahnsinnig freundlich und offen, während man Freundlichkeit bei Chinesen deutlich weniger antraf, Offenheit überhaupt nicht. Ja, ich weiß, politisches System und so …

In Gyantse hatten wir dann so gut wie nix mit Chinesen zu tun, was einem das Gefühl gab, sich in einem weniger besetzten Teil von Tibet aufzuhalten.

Wahrzeichen von Gyantse ist der Kumbum, die größte Stupa Tibets, siehe Bild oben. Sie hat die Zerstörungen der Kulturrevolution überstanden die Klostergebäude wurden schwer beschädigt. Die Wohnstätten der Mönche wurden dem Erdboden gleich gemacht.

Die frisch restaurierten Verzierungen am Kumbum

Vom Kloster aus hat man einen guten Blick über den tibetischen Teil von Gyantse. Unser Hotel war irgendwo im linken Bildteil.
Im Hintergrund kann man die Burg von Gyantse sehen, den Dzong.


Jeden Nachmittag ist der Wind so dermaßen aufgefrischt und durch die Straßen und Gassen gefegt, dass man kaum nach draußen gehen konnte. Nicht so sehr wegen der Windstärke, als vielmehr wegen dem vielen Staub, der dadurch aufgewirbelt wurde.

Nachmittäglicher Staubsturm in Gyantse

Ein paar starke Erinnerungen sind aus meinem Hinterkopf aufgestiegen:
Erstens an die besten Momos ever. Das sind tibetische Teigtäschchen, in der Regel mit Fleisch gefüllt. Für die haben wir sogar das Hotel gewechselt, denn bei den Momos konnte man auch übernachten.
Zweitens an die Toilette in unserem ersten Hotel. Unser Zimmer und auch die Toilette waren im ersten Stock. Die Toilette war eher ein Bretterverschlag, ziemlich geräumig, und mit einem einfachen Loch im Boden. Über das hat man sich gehockt und sein Geschäft verrichtet. Das Geschäft fiel einfach in den Raum darunter, der ähnlich geräumig war und in dem sich die Scheiße schon meterhoch aufgetürmt hat. Überraschenderweise war der Gestank kaum wahrnehmbar, weil der untere Raum gut belüftet war. Gut belüftet hieß dann aber auch, dass, wenn man zur falschen Tageszeit auf’s Klo ging, also später als 14 Uhr, und das ging auch so während der Nachtstunden, dass dann das Toilettenpapier, das man durch’s Loch nach unten warf, durch eine Art Kamineffekt sofort wieder oben aus dem Loch herausschwebte … Wenn man Glück hatte und das Klopapier im richtigen Moment im richtigen Winkel nach unten warf, kam es nicht mehr zurück. Nachts in absoluter Dunkelheit ein zähes Unterfangen.
Drittens erinnere ich mich daran, dass während unserer Streifzüge durch Gyantse oft Militär-Jeeps oder -Laster an uns vorbei fuhren. Und zwar immer full speed. Was bei den staubigen Straßen den gleichen Effekt hatte wie ein Staubsturm. Wir waren dann halt irgendwann mal ordentlich genervt davon, so dass ich mir nicht helfen konnte und den Stinkefinger gezeigt habe. Völlig überraschend machten wir die Feststellung, dass der Stinkefinger anno ’87 noch nicht in den Kodex der international gültigen Handzeichen aufgenommen war, denn die Soldaten in ihren vorbeifliegenden Staubwolken winkten fröhlich zurück. Damals lachten wir uns kaputt, wie dämlich die doch waren. Heute schäme ich mich ein bisschen.
Irgendwas war auch noch mit einem Hund, einem tibetischen Mastiff, der, sehr verschwommen jetzt, im zum Zwecke des Zigarettenerwerbs zu überquerenden Innenhof des gegenüberliegenden Ladens beheimatet war. Mehr als einmal sind alle meine Körperhaare senkrecht in ihren Follikeln gestanden.

Habe bei Wikimedia Commons das Foto eines tibetischen Mastiffs gefunden. Sieht fast schon knuddelig aus, wenn er so ruhig da liegt …

Bikaash, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons
Indien ’87
 
Von Dezember ’86 bis Juni ’87. Unterwegs mit Silvia, später (Ende Februar) kam auch Beni dazu.
 
Erst kurz durch Indien, dann durch Nepal (inkl. 2 Treks), mit Beni zusammen dann durch Tibet und China … und mit der Transsib ruzück.