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Unterwegs nach Shigatse

Bin mir nicht mehr sicher, ob wir hier nur Pause gemacht oder übernachtet haben.

Wie man sehen kann, war die Straße von der nepalesischen Grenze Richtung Lhasa eine Schotterpiste. Zu militärischen Zwecken erbaut. Da wundert man sich natürlich nicht über die vielen Militärlaster.

Man wundert sich eh über fast nix, weil man mit sich selbst beschäftigt ist. Vorwiegend mit Atmen. Wir sind durchwegs über 3500m hoch. Man fährt auch über ein paar Pässe, und ich denke, dass wir dabei an 5600m gekratzt haben.

Der Bus, mit dem wir unterwegs waren, kam uns uralt vor. Mindestens 30 Jahre alt. Silvia hat dann über der Türe ein Herstellerschild gefunden, auf dem eine Jahresangabe stand, die ihm ein Alter von nicht mehr als zwei Jahren bescheinigte. Ich dachte dann noch, das das vielleicht ein TÜV Schild sein könnte, worüber wir noch Stunden später immer wieder in hysterisches Lachen ausbrechen konnten.

Alles an dem Bus war verbeult, und alles klapperte. Türen, Fenster, Sitze, Aschenbecher. Auf einer Holperstraße mit Schlaglochdichte > Sterne in der Milchstraße ergab das einen Höllenlärm während jeder Sekunde der Fahrt.

Jeder Busfahrer ist versucht, seine Fahrgäste zu unterhalten, und so lief fast die ganze Fahrt über Musik von Kassette in brüllender Lautstärke. Sie musste ja gegen das Gerappel ankommen.

Und nun kommt’s: das Tape, das lief, enthielt nicht nur signifikante Anteile von Richard Claydermann, sondern in ähnlicher Dichte Lieder von Heintje. Auf dem Dach der Welt.
MAMA!!!

Kein Wunder, dass wir völlig bedient in Shigatse angekommen sind.

Nachtrag:
Habe bei Google Maps mal die Strecke von der nepalesischen Grenze nach Shigatse „nachgefahren“.

Denke, dass wir in Nyalam übernachtet haben, quasi auf Betriebshöhe (3750m). Mir fallen da die „Fettnudeln“ ein, irgend etwas, das in der Küche ganz okay ausgesehen hat (Sprachbarriere), und auf dem Teller fürchterlich war. Fettige Knorpeln ohne Geschmack.

Dann fällt mir noch ein, dass wir wahnsinnig schlecht geschlafen haben. Ich sach nur Höhe und Kälte. Morgens gegen 5 Uhr hat man uns wachgerüttelt, alle anderen waren schon im Bus und abfahrbereit. Ohne Frühstück (in Anbetracht des Abendessens muss man sagen gottseidank) und ohne eine Tasse Tee (das war schlimm) sind wir in den Bus gestürzt und ab ging die Post.

Was auf dem Friendship Highway, wie die Straße nach Lhasa hieß, einem Stundenmittel von vielleicht 25km/h entsprach.
Und das soll jetzt den Bezug zum ersten Satz oben herstellen: wir haben mit großer Wahrscheinlichkeit zwischen Nyalam und Shigatse übernachtet, und zwar in der Unterkunft, deren Außenmauern man auf dem Foto sehen kann.

Indien ’87
 
Von Dezember ’86 bis Juni ’87. Unterwegs mit Silvia, später (Ende Februar) kam auch Beni dazu.
 
Erst kurz durch Indien, dann durch Nepal (inkl. 2 Treks), mit Beni zusammen dann durch Tibet und China … und mit der Transsib ruzück.