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High Maintenance

Hier wird gerade die gute, fast neue Enfield zerlegt, um sie, dann wieder zusammengesetzt, für die lange Reise nach Deutschland fit zu machen.

Dies findet statt bei Delhis Enfield Wizard, Lalli Singh. Jeder Westler, der etwas auf sich hielt, hat seine Enfield der Werkstatt von Lalli anvertraut. Auch meine erste Bullet von der 96er-Reise habe ich über ihn gekauft.

Natürlich hat Lalli selbst selten Hand angelegt, er nahm sich eher Zeit für Gespräche mit seinen Kunden und beaufsichtigte die Arbeiten. Und er hat nach Fertigstellung der Arbeiten die Probefahrten gemacht.

Bin mir nicht mehr ganz sicher, glaube aber, dass obige Reparatur, inklusive eines Haufens Ersatzteile um für alle Eventualitäten auf den kommenden 8.500 km gerüstet zu sein, knapp 100 € gekostet hat.

Wir (Herbie und ich) sind dann ohne nennenswerte Probleme bis nach Isfahan gekommen, wo ich krank wurde. Hier eine kleine Rast irgendwo in Pakistan.

Da ich die Enfield in Chennai neu gekauft hatte, gab’s unterwegs viel weniger Probleme als mit der gebrauchten Maschine von der 96er-Reise.

Im Vorfeld wurde ich immer wieder gefragt, was ich denn machen würde, wenn das Motorrad unterwegs einfach liegen bleibt. „Den nächstbesten LKW oder Traktor oder Ochsenkarren anhalten und fragen, ob man mich mitnemen kann“ war meine unüberlegte Antwort.

… die ein klein wenig prophetisch sein sollte …

Auf der Fahrt von Varanasi Richtung Nepal blieb die Enfield einfach stehen. Intuitiv (und weil am einfachsten erreichbar) hab ich den Zylinderkopf aufgeschraubt, und siehe da, ein Ventil war festgelaufen. Normalerweise schiebt man seine Enfield bis zum nächsten Enfield-Wallah an der nächsten, höchstens übernächsten Ecke, aber leider war straßauf-straßab kein Anzeichen von Zivilisation festzustellen. Es gab aber ein bisschen Verkehr, und so hab ich einfach dem nächsten LKW Signal gegeben zu halten. Auf der Ladefläche waren schon ca. 8-10 Leute als Mitfahrer, und die halfen ohne Zögern, die Enfield auf die Ladefläche zu hieven. Im nächsten Städtchen wurde ich vor einer geschlossenen Werkstatt abgesetzt, aber der freundliche Inhaber half dem Ferengi (Ausländer) gerne auch nach Feierabend weiter.

Bedauerlicherweise waren seine Fähigkeiten oder seine Motivation nicht ausreichend, um zu verhindern dass das gute Stück in den folgenden sechs Wochen immer wieder wegen Überhitzung schlapp machte. In Nepal gibt’s kaum Reparaturmöglichkeiten und Ersatzteile, sodass erst bei meiner Rückkehr nach Indien der zugrundeliegende Fehler, ein Riss im Ventilsitz, behoben werden konnte.

HerrMayr bei einer Rast im Iran, kurz vor oder hinter Bam. Rechts Herbies Enfield.
Häppi Deppi Flashback

Reminiszenz an ein etwas leichtsinnigeres Ich …

Reisen bildet die Auffassungsgabe, weil man gezwungen ist, ständig neue Eindrücke zu verarbeiten.

Reisen bildet die Einsichtsfähigkeit, wenn man sich Zeit nimmt, Land und Leute kennenzulernen.

Es bildet den Charakter, wenn man denn bereit ist, sich dem Fremdsein in der Welt – drinnen und draußen – auszusetzen.

Und es erweitert das Bewusstsein, zumindest wenn man Länder besucht, die auf eine lange Hanfanbautradition zurückblicken können …