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Amritsar

Amritsar ist Durchgangsstation von und nach Pakistan, da der einzige Grenzübergang zwischen den beiden Ländern sich hier in der Nähe befindet.

Der goldene Tempel, das Zentrum des Sikhismus, ist die herausragende Sehenswürdigkeit hier.

Die eindrücklichste Erinnerung, die ich daran habe, ist, neben den riesigen Kochtöpfen, in denen riesige Mengen an kostenlosen Mahlzeiten für alle(!) zubereitet werden, an einen Straßenkehrer, bzw. an den Umgang mit diesem.

Im Kastensystem ist wohl nur noch für Toilettenreiniger ein Platz unterhalb des Status von Straßenkehrern reserviert. Als unberührbar gelten beide.

Hier war der Straßenkehrer ein Mann, der nur zwei viel zu kleine, verkrüppelte und gummiartige Beinchen hinter sich her zog, während er sich, Handbesen in der einen Hand, mit beiden Händen über den Boden robbte. Man sieht bzw. sah das ziemlich oft auf dem Subkontinent, die Opfer von Kinderlähmung.

Der Mann war ordentlich gekleidet, und er kehrte im Eingangsbereich der Außenanlage des Tempels, also außerhalb der den goldenen Tempel umgrenzenden weißen Gebäude, die auch auf den Fotos zu sehen sind. Er fegte auf dem Marmorboden vor dem Haupteingang, und ich vermutete, auch wegen seiner ordentlichen Erscheinung, dass er vom Tempel angestellt war.

Dann geschah das Verblüffende: eine Besucherin, die gerade aus der Tempelanlage heraus kam, näherte sich ihm, bückte sich hin zu dem zusammengekehrten Haufen Dreck, stippte ihre Fingen erst in den Haufen und dann an ihre Stirn, um dort ein Zeichen aus Staub zurückzulassen.

Ich saß nicht einmal zwei Meter davon entfernt, beim Schuhe wieder anziehen, und hatte das Gefühl, Zeuge von etwas sehr Intimem und Spirituellem geworden zu sein.

Für mich sah das so aus, als wolle sie den behinderten Straßenkehrer und seine Arbeit ehren.

Bei den Sikhs gibt’s ja kein Kastensystem, und ich dachte, dass jedem kastengläubigen Hindu, der diese Szene beobachtet hätte, augenblicklich das Gehirn explodieren müsse.

Häppi Deppi Flashback

Reminiszenz an ein etwas leichtsinnigeres Ich …

Reisen bildet die Auffassungsgabe, weil man gezwungen ist, ständig neue Eindrücke zu verarbeiten.

Reisen bildet die Einsichtsfähigkeit, wenn man sich Zeit nimmt, Land und Leute kennenzulernen.

Es bildet den Charakter, wenn man denn bereit ist, sich dem Fremdsein in der Welt – drinnen und draußen – auszusetzen.

Und es erweitert das Bewusstsein, zumindest wenn man Länder besucht, die auf eine lange Hanfanbautradition zurückblicken können …